Urin | SYNLAB Leistungsverzeichnis
Humanmedizin

Urin

Allgemeines

Entnahmezeitpunkt

Am besten geeignet ist der erste Morgenurin. Im Idealfall sollten zwischen Gewinnung der Urinprobe und letzter Miktion mindestens 3 Stunden liegen. Der Urin sollte möglichst vor Beginn einer antibakteriellen Chemotherapie gewonnen werden.

Mittelstrahlurin

Methode der Wahl, allerdings behaftet mit dem Problem der Kontaminationsmöglichkeit durch Bakterien aus Urethra, Vaginalsekret, Perineum usw. Hände sorgfältig mit Seife und Wasser waschen, abspülen, mit Einweghandtuch trocknen.
Gewinnung bei der Frau:

  • mit einer Hand die Labien spreizen und geöffnet halten, bis die Uringewinnung abgeschlossen ist
  • Vulva mit der anderen Hand von vorn nach hinten mit in Seifenlösung oder in handwarmes Wasser getauchten Tupfer reinigen
  • nachfolgend mit Tupfern und warmem Wasser abspülen
  • Bereich um das Orificium urethrae mit Tupfern trocknen und einen Tupfer in den Introitus vaginae einlegen

Gewinnung beim Mann:

  • Präputium vollständig zurückziehen
  • Glans penis mit einem Tupfer und Seifenlösung waschen
  • mit dem zweiten Tupfer und warmem Wasser abspülen
  • mit einem dritten Tupfer das Orificium urethrae trocknen
  • nachdem der Urinstrahl für ca. 3 Sekunden in Gang gekommen ist, werden etwa 10-20 ml in einem sterilem Behälter aufgefangen, ohne den Harnstrahl zu unterbrechen
  • Urin in steriles Transportröhrchen füllen

Katheterurin

Anwendung nur dann, wenn eine einwandfreie Gewinnung von Mittelstrahlurin nicht möglich ist und eine Blasenpunktion nicht in Betracht gezogen wird. Gefahr der Keimeinschleppung und iatrogenen Blaseninfektion sowie Verletzungsgefahr!

  • Die Blase muss ausreichend gefüllt sein (3 bis 5 Stunden nach letzter Miktion).
  • Sorgfältige Desinfektion von Orificium urethrae und Umgebung.
  • Legen eines Einwegkatheters unter aseptischen Bedingungen.
  • Verwerfen der ersten Urinprobe, anschließend ca. 10 ml Urin in einem sterilen Gefäß auffangen. Bei Dauerkatheterpatienten erfolgt die Uringewinnung nach sorgfältiger Desinfektion durch Punktion der handelsüblichen Ableitungssysteme. Keine Urinentnahme aus dem Auffangbehälter!

Blasenpunktionsurin/Zystozentese

Anwendung, falls Schwierigkeiten hinsichtlich einwandfreier Uringewinnung durch andere Methoden bestehen, bzw. bei fraglichen bakteriologischen Ergebnissen, insbesondere bei Mischkulturen, da durch suprapubische Aspiration eine Kontamination der Probe nahezu ausgeschlossen ist.
Nachteil: infravesikale Infektionen werden nicht diagnostiziert

  • Die Harnblase muss gut gefüllt sein, ggf. sonographische Kontrolle.
  • Punktion der Harnblase 1-2 Querfinger oberhalb der Symphyse.
  • ca. 10 ml Urin in einem sterilen Gefäß auffangen.

Einmalplastikklebebeutel bei Säuglingen

Nur als orientierende Untersuchung verwendbar, aussagekräftig nur zum Infektausschluss

  • Gründliche Reinigung des Perineums erforderlich.

Probentransport

Urinprobe und Begleitschein mit Patientendaten und Entnahmeart beschriften. Gewonnenen nativen Urin innerhalb von 2 Stunden ins Labor bringen, ansonsten innerhalb von 24-48 h kühl lagern (4-6°C). ). Im Stabilisator-Röhrchen (grüne Urinmonovette) ist der Urin bei Raumtemperatur max. 24 h stabil. Bei längerer Transportzeit (> 24 Std.): Verwendung von Urineintauchkulturen (Uricult): Nach Gewinnen des Urins in einem Auffanggefäß den Eintauchobjektträger in den Urin eintauchen. Der Nährboden muss vollkommen benetzt sein. Anschließend den Urin vollständig abkippen (Gefahr der Rekontamination durch Restflüssigkeit!). Bei Urineintauchkulturen sollte die Bebrütungsdauer 24 h, die maximale Transportdauer 48 h nicht überschreiten.

Besonderheiten

Bei negativem Kulturergebnis trotz bestehender Symptomatik sind Erreger in Betracht zu ziehen, die mit dem herkömmlichen Urin-Kulturverfahren nicht angezüchtet werden können: z.B. Mykoplasmen, Ureaplasmen, Chlamydien, Mykobakterien. Eine diesbezügliche Angabe auf dem Begleitschein ist daher erforderlich.
Mykoplasmen (bei V.a. Pyelonephritis): ggf. ca. 200 µl Erststrahlurin im Mykoplasmen-Transportmedium einsenden (bitte im Labor anfordern).
Ureaplasma urealyticum (bei V.a. Urethritis): ggf. Urethralabstrich, -sekret, oder ca. 200 µl Erststrahlurin einsenden (für jedes Material bitte Mykoplasmen-Transportmedium verwenden).
Chlamydia trachomatis: erste Urinportion nach einer Miktionspause von 1-2 Stunden (15-20 ml, zellreiches Material erforderlich) oder Urethralabstrich (spezielles Abstrichset bestehend aus Abstrichtupfer und Transportmedium für NAT (Nukleinsäureamplifikationstechnik)), Lagerung bei 4-6° C.
Mykobakterien: siehe Tuberkulose/Mykobakteriose