Homocystein | SYNLAB Leistungsverzeichnis
Humanmedizin
Analyse-Typ
Kürzel
Untersuchung
Material
Proben-Volumen
Methode
HCYE
Homocystein
NaF-Blut
1 ml
CLIA

Homocystein

Allgemeines

Homocystein ist eine Aminosäure, die nicht in der Nahrung vorkommt, die aber im Organismus aus der essentiellen Aminosäure Methionin gebildet wird. Ihre physiologische Bedeutung besteht in der Freisetzung von Methylgruppen. Da Homocystein sehr toxisch wirkt, wird es im intakten Stoffwechsel umgehend zu Cystein oder Methionin umgewandelt. Diese Vorgänge benötigen Vitamin B6, B12 und Folsäure als Cofaktoren. Die klassische Homocysteinurie ist eine seltene autosomal rezessiv erbliche Erkrankung (Mangel an Cystathionin-ß-Synthase oder Methylentetrahydrofolatreduktase, (siehe auch MTHFR) und geht mit exzessiv hohen Homocysteinspiegeln im Plasma einher. Bereits in jungen Jahren entwickeln die Patienten über mehrere atherogene Mechanismen wie z.B. die Oxidation von Cholesterin und Lipoproteinen Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose oder Thrombembolien und es kann zu lebensbedrohlichen Zwischenfällen kommen. Homocystein wirkt endotheltoxisch durch Wasserstoffperoxid­spaltung, induziert die Endotheldegeneration wie auch die Proliferation glatter Muskelzellen in der Gefäßwand und bewirkt dadurch eine konsekutive Verdickung der Basalmembran. In Folge davon wird die Thombozytenaggregation intravasal gefördert durch erhöhte Plättchenaggregation an Intimaläsionen. Durch vermehrte Leukozyten-Aktivierung und Lipidablagerungen bilden sich arteriosklerotische Plaques. Somit ist eine vermehrte Bildung von Homocystein als eigenständiger kardiogener Risikofaktor zu betrachten. In Bezug auf Prävention hat eine Bestimmung von Homocystein im Blut mehr Aussagekraft als im Urin. Niedrige Folsäurespiegel entwickeln bei homozygoten Trägern eine Hyperhomocysteinämie, die nach Einnahme von Folsäure innerhalb kurzer Zeit reversibel ist.

Präanalyse

Die Blutabnahme sollte nüchtern erfolgen, da in der Nahrung befindliches Methionin zu einer Erhöhung der Homocysteinkonzentration führt. Homocystein wird in den Erythrozyten auch nach der Blutentnahme kontinuierlich gebildet und ins Serum/Plasma freigesetzt. Daher steigt der Homocystein-Spiegel im nicht-zentrifugierten oder nicht-gehemmten Vollblut stetig um ca. 10 % pro Stunde artifiziell an. Die Einhaltung der nachfolgend beschriebenen Präanalytik ist daher zwingend notwendig!
Als Primärmaterial empfehlen wir Serum da hier eine Hämolyse oder artifiziell erhöhte Homocysteinmessungen durch die Gegenwart von Erythrozyten ausgeschlossen sind. Das Blut muss dabei schnellstmöglich nach Abnahme und spätestens innerhalb von einer Stunde zentrifugiert und in ein Neutralröhrchen überführt werden. Lagerung und Transport des Serums sollten gekühlt erfolgen.
Alternativ kann Homocystein auch im NaF-Röhrchen eingesendet werden (sehr geringer Analytenanstieg durch entsprechende Stoffwechselhemmung). Empfohlenes Probenmaterial ist daher Na-Fluorid-Blut oder Na-Fluorid-Plasma.

Bewertung

Ein signifikant erhöhter Homocysteinspiegel gilt als eigenständiger atherosklerotischer Risikofaktor. Nach Ergebnissen umfangreicher Studien ist das Mortalitätsrisiko bei Werten von 10-15 µmol/l um das 1,9-fache, 15-20 µmol/l um das 2,8-fache, bei >20 µmol/l um das 4,5-fache erhöht. Eine kombinierte Folsäure-, Vitamin-B6-, Vitamin-B12-Supplementierung und anschließende Spiegelkontrolle wird empfohlen.

Indikation

Risikofaktor-Screening, Differentialdiagnose thrombotisch-embolischer Geschehen beim Jugendlichen

Verwendung in