Heparin-induzierte Thrombozytopenie | SYNLAB Leistungsverzeichnis
Humanmedizin
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Methode

Heparin-induzierte Thrombozytopenie

Allgemeines

Heparinpräparate finden eine breite Verwendung zur Therapie und Prophylaxe thromboembolischer Erkrankungen. Heparin ist darüber hinaus in vielen Blutprodukten (z.B. PPSB, Gerinnungsfaktorenpräparate) enthalten. Eine schwerwiegende Komplikation der Heparinexposition stellt die immunologische Form der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT Typ II oder HIT II) dar, die durch Antikörperbildung hauptsächlich gegen den Komplex aus Plättchenfaktor 4 (PF4) und Heparin verursacht wird. Die Inzidenz der HIT II wird je nach Patientenkollektiv mit etwa 0-3% angegeben, wobei unter niedermolekularen Heparinen wesentlich seltener eine HIT II auftritt als unter unfraktioniertem Heparin.
HIT I zeigt eine leichte Verminderung der Blutplättchen (um 20-30% des Ausgangswertes, selten unter 100.000/µl), die meist 1 bis 5 Tage nach der Heparingabe auftritt. HIT Typ I tritt zwar häufig auf, ist aber ungefährlich. Blutgefäßverstopfungen werden durch diese Erscheinung nicht ausgelöst. Es ist auch nicht notwendig mit der Heparingabe aufzuhören. Spezielle Antikörper wie bei HIT Typ II lassen sich beim Typ I nicht im Blut finden.
Eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) wird als plötzlicher Abfall der Thrombozytenzahl unter 40 bis 50% des Ausgangswertes oder unter 100 000/ml etwa fünf Tage nach Beginn einer Heparintherapie definiert. Entscheidend ist dabei weniger die Entwicklung einer echten Thrombozytopenie, als vielmehr der steile Thrombozytenabsturz innerhalb von ein bis zwei Tagen.
Bereits vor Abfall der Plättchenzahl können sich als Begleitsyndrom arterielle oder venöse Thrombosen entwickeln, die auf eine HIT hindeuten. Die Diagnose gilt als klinisch gesichert bei einem Wiederanstieg der Thrombozytenzahl nach Absetzen von Heparin.
Besonders gefährdet sind Patienten nach kardiochirurgischen Operationen oder größeren orthopädischen Eingriffen. Unter einer HIT II kommt es aufgrund der Thrombozytenaktivierung trotz der sich entwickelnden Thrombozytopenie paradoxerweise zu einer massiven Thromboembolieneigung, so dass die Heparinexposition sofort beendet und auf eine alternative Antikoagulation umgestellt werden muss. Eine HIT II bedeutet auch, dass bei dem betreffenden Patienten künftige Heparinapplikationen kontraindiziert sind.

HIT Kriterien und Score:

Abfall der Plättchenzahl 30%-50%

+1

oder Plättchenabfall >50% gegenüber Vorbehandlungswert

+2

bei Heparin-Erstexposition: Beginn des Plättchenabfalls >=5 Tage

+2

bei Re-Exposition Beginn des Plättchenabfalls <4 Tage

+2

Thrombembolische Komplikationen während Heparinbehandlung

+2

oder entzündliche Hautreaktion an der Heparin-Injektionsstelle

+1

Normalisierung der Plättchenzahl innerhalb 10 Tagen nach Absetzen des Heparins

+2

Septisches Ereignis zum Zeitpunkt der Diagnose

-1

Kürzliche Behandlung mit zytotoxischen Medikamenten

-1

Vorbestehende thrombembolische Komplikationen (z B. tiefe Beinvenenthrombose)

-1


Gesamtscore

HIT

0 - 3

unwahrscheinlich

4 - 5

wahrscheinlich

>= 6

hochwahrscheinlich